Weitwanderweg Odenwald - Vogesen

 

Die Wandertage im Einzelnen

26. Tag:

Le Bonhomme (Diedolshausen) - Col de la Schlucht

5.45 h

Le Bonhomme, Kirche - Étang du Devin - Roche du Corbeau - Tête des Faux - Calvaire du Lac Blanc - Gazon du Faing - Gazon du Faite - Col de la Schlucht

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Die heutige Etappe beginnt schräg gegenüber der Kirche von Le Bonhomme. Auf der anderen Seite der Abzweigung der D 48 nach Ste. Marie-aux-Mines beginnt ein Pfad, der uns zunächst steil über die Wiesen führt, bis er in einen bequemeren breiten Fahrweg einmündet. Von hier haben wir einen schönen Blick auf das langezogene Dorf, das immer kleiner wird. Wir sehen am Horizont die Silhouette des Schwarzwaldes. Durch parkähnliches Gelände aus Heidegebüsch und Wiesen, später durch Mischwald gelangen wir zunächst zum Gite de l´Étang du Devin, wo wir eine erste Rast einlegen können. Direkt hinter der Herberge sehen wir die steinernen Überreste eines deutschen Soldatenfriedhofs aus dem ersten Weltkrieg. Nun führt der Fahrweg wieder etwas bergab zum Étang du Devin (Hexenweiher - 929 m).

      Der ehemalige Gletschersee liegt in einem engen Felsentrichter. Heute existiert nur noch eine mit Schilf überwucherte Sumpffläche, die eine interessante Flora aufweist. Das Gebiet steht unter Naturschutz. Eine Tafel erläutert uns die Zusammenhänge.

Das auch dieses Gebiet im ersten Weltkrieg militärisch von Bedeutung war zeigt uns ein Schutzunterstand aus jener Zeit, den wir rechts des Weges entdecken. Nun steigt unser markierter Weg links des Sees in Serpentinen durch den zunehmend lichter werdenden Wald bergauf. Auch hier stoßen wir auf einen verfallenen Betonbunker.

      Hier sieht man noch die Reste einiger Befestigungsbauten der Deutschen aus dem ersten Weltkrieg. Kurz bevor man zum den Felsen hinaufkommt passiert man die Bergstation der im Krieg gebauten Drahtseilbahn, die von Laputroie (Schnierlach) hier heraufführte. Sie bietet heute noch eine Möglichkeit zum Unterstellen.
      Diese Station war mit den Posten auf dem Tête des Faux (Buchenkopf) durch einen 1100 m langen Tunnel verbunden, der aber mittlerweile eingestürzt ist.

Noch etwas bergauf, dann haben wir den Roche de Corbeau (Rabenfelsen - 1122 m) erreicht.

      Hier lohnt es sich eine Pause zu machen, denn die in den Himmel ragenden steinernen Felsspitzen lassen sich leicht besteigen und bieten eine umfassende Aussicht auf den jenseits des Tals der Béhine (Bechine) trohnenden Brézouard und links davon im Hintergrund auf den Donon und noch weiter links auf den nahen Tête du Faux, den wir noch besteigen werden. Warum der Fels Rabenfelsen heißt bemerken wir, wenn wir die mittlere Felsspitze von der Seite betrachten und die durch den schnabelartigen steinernen Ansatz hervorgerufene Illusion eines Raben auf uns wirken lassen.

Nach dem Verlassen des Felsens müssen wir aufpassen, denn nach etwa 200 Metern schickt uns die Markierung nach rechts in einen kleinen Pfad in den Wald, dem wir nach Westen bis zum Tête des Faux (Buchenkopf - 1208 m) folgen.

      Der Gipfel besteht aus einer Anhäufung von mehreren beeindruckenden Felsen und den Resten der Stellungen des deutschen Militärs aus dem ersten Weltkrieg. In den ersten beiden Kriegsjahren tobten auf dem Gipfel heftige Kämpfe. Die Stellungen der deutschen und französischen Soldaten waren hier nur wenige Meter voneinander entfernt. Die phantastische Ausstattung dieser Befestigungen auf dem Tête des Faux (Buchenkopf) waren einmalig in ihrer Art an der Westfront im ersten Weltkrieg. Wir sehen verfallene Bunker und verrostete Stacheldrahtverhaue. Von hier oben wurde der Col de Bonhomme kontrolliert.
      Von hier oben haben wir eine noch umfassendere Aussicht als vom Rabenfelsen. Auf zwei Schautafeln sind die umliegenden Berge beschrieben.

Wir steigen über eine Geröllhalde zunächst in Richtung Südosten, später nach Süden ab. Der Abstieg verläuft teilweise auf dem alten grob gepflasterten Militärsträßchen, auf dem die Geschütze zum Gipfel hinaufgezogen wurden. von den kriegerischen Handlungen zeugen auch die Kreuze des kleinen französischen Soldatenfriedhofs Cimetière du Duchesne (1121 m).

      Hier kreuzt wiederum der "gelbe Strich" des GR 532, der oben über die beiden Têtes des Immerlins (Immerlinsköpfe) zum Col de Calvaire führt.

Unser Fernwanderweg führt weiter rechtshaltend auf dem Forstweg an der Nordflanke der Immerlinsköpfe entlang zum Refuge Trinfronce (1115 m), einer bewirtschafteten Berghütte des Skiclubs Lac Blanc, und von dort hinauf zum Col de Calvaire du Lac Blanc (Luschbacher Kreuz - 1144 m).

      300 m östlich befindet sich das Refuge de Blancrupt und ein Hotel. Hier am Paß treffen sich die Straßen Kaysersberg über den Lac Blanc (Weißer See)  und die Route des Crêtes auf ihrem Weg vom Col du Bonhomme zum Col de la Schlucht.

Für 300 m gehen wir auf der Straße in Richtung Orbey, dann zweigt ein zunächst nach unten führender, dann aber wieder ansteigender Pfad ab. Während des Aufstieges schweift unser Blick auf den unten liegenden grün schimmernden Lac Blanc (Weißer See - 1052 m), der eine Wasserfläche von 28 ha und eine größte Tiefe von 72 m hat. Wenn weiter oben der verwitterte Tannen- und Fichtenwald den niedrigen Latschenkiefern weicht, beginnt der schönste Teil der ganzen Tour. Wir haben die Hautes Chaumes erreicht, ein eigenartiges einige hundert Hektar großes unbewaldetes Höhengebiet.

      "Chaume" heißt auf Deutsch "Stoppelfeld", mit Hautes Chaumes sind Kamm- oder Hochweiden gemeint.
      Hier oben hat man die Wahl, denn als lohnende Alternative zum Fernwanderweg bietet sich wegen ihrer herrlichen Aussicht auf den tief unter uns liegenden See und auch weit hinein in die elsässische Ebene der im Hang nach links verlaufende "rot-weiß-rote Balken" an. An der Quelle rechts gelangt man rasch zurück zum "roten Strich".

Hier beginnt die grandiose Höhenwanderung, die sich immer zwischen 1100 und 1400 Meter bleibend über den Col de la Schlucht, Hohneck und den Grand Ballon bis zum Col de Silberloch hinzieht.
Unser Wanderweg verläuft geradewegs über die Kammweiden, die mit zunehmender Höhe immer kahler wird. Zunächst sehen wir nach Westen - also rechts - die Antenne auf dem Chaume de Sérichamp. Dahinter reiht sich in scheinbar endloser Weite Berg neben Berg und Bergrücken hinter Bergrücken. Unser Wanderweg folgt kerzengerade der früheren deutsch-französischen Grenze, die anhand der Grenzsteine - im Westen ein F für Frankreich in Osten ein oft zerstörtes D für Deutschland - gut zu erkennen ist. Heute bildet sie die Grenze zwischen den Départements Haut-Rhin (Oberelsaß) und Vosges.
Vorbei an einzelnen vom Sturm niedergehaltenen Krüppelkiefern wandern wir durch Heidekraut und Heidelbeerbüsche über den Reisberg (1291 m) hinauf zum
Gazon du Faing (Soultzerer Eck - 1302 m). Von dieser kleinen Felsenanhöhe wenden wir uns zunächst nach Westen, drehen dann aber bald wieder nach Süden ab und erreichen rasch den Rocher du Gazon du Faing (Taubenklangfelsen - 1299 m).

      Der schroffe Felsabhang fällt steil ab zum Lac des Truites (Forellenweiher), der früher eigentlich Lac du Forlet (Forlenweiher) hieß. Hier finden wir wieder eine Orientierungstafel, die über die umfassende Aussicht aufklärt. Im Süden dominiert der asymetrische Gipfelaufbau des Grand Ballon (Großer Belchen).
      Nach Westen kann von hier mit dem "roten Andreaskreuz" in wenigen Minuten die Auberge du Gazon du Faing an der Route es Crêtes erreicht werden.

Unser Wanderweg führt weiter - mal aufsteigend, mal absteigend und immer in Höhen zwischen 1200 und 1300 Metern - über den Gazon du Faite (Ringbühl - 1301 m), dann hinab zur Route des Crêtes, die wir am Rastplatz "Dreieck" (1225 m) oberhalb des Lac Vert (Schwarzer See) kurz streifen und anschließend wieder kurz durch Mischwald hinauf zum Rocher du Tanet (Tanneckfelsen - 1292 m).

      Im Osten breitet sich tief unten im Tal das kleine Städtchen Munster (Münster) aus. Schauen wir zurück, so entdecken wir im Nordosten die trapezförmige Silhouette des Taennchel-Massivs.

Die weitere Wanderung führt nun an Felswänden und Felstürmen vorbei, die diesem Ostrand der Vogesen einen alpinen Charakter verleihen. Zunächst gelangen wir zum Haut Fourneau (Wurzelstein - 1288 m), danach finden wir auf auf der elsässischen Seite die Hirschsteine (1259 m) und den Spitzenfels. Durch Heidekraut und niederes Buschwerk geht es dann allmählich bergab zum Col de la Schlucht (Schluchtpaß - 1139 m).

      Der Col de la Schlucht ist der höchste und sicher auch der meistbenutzte Übergang über die südlichen Vogesen. Bis 1918 bildete er die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich, heute zwischen den Départements Haut-Rhin (Oberelsaß) und Vosges. Mehrere Gaststätten. Busverbindung mit Colmar und Gérardmer.

VORSCHAU AUF DIE NÄCHSTEN WANDERTAGE:
Der GR 5 und damit der Odenwald-Vogesen-Weg verläuft vom Col de la Schlucht weiter zum Hohneck. Von dort führt die Zeichenkette der "roten Striche" dann eigentlich hinab nach Mittlach (529 m) bei Metzeral und aus dem Tal wieder hinauf auf den Vogesenkamm. Es ist aber eine durchaus sehr lohnende Alternative oben auf dem Kamm zu bleiben und dort bis Le Markstein durch zu wandern. Beide Routen treffen beim Col du Herrenberg wieder zusammen. Wir haben also die Wahl, entweder bleiben wir auf dem Originalweg oder nehmen wir die Kammvariante. Letztere spart einen Wandertag und viele schweißtreibende Höhenmeter im Anstieg aus dem Tal der Fecht ein.

HINWEIS: Auf der Route des Crêtes verkehrt in den Sommermonaten (etwa von Mitte Mai bis Mitte Oktober) ein Wanderbus.

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zum nächsten Wandertag.

Text: © Carsten Wasow 2002


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